Das Gedicht «Anders» von Ilma Rakusa war Ausgangspunkt der Recherche zu meiner Performance «Aus
Versehen». Im Schauspielstudium wurde mir immer wieder eine unbequeme Wahrheit
vorgehalten, nämlich, dass ich als asiatisch gelesener Körper auf der Bühne stehe. Wenn ich
beispielsweise eine Teekanne oder Gießkanne auf der Bühne halte, dann wird der Zuschauende
mit seinen eigenen Vorurteilen konfrontiert, er wird möglicherweise an Asien oder an eine
Teezeremonie denken. Mein Aussehen und eine Teekanne ergeben ein anderes Bild als
beispielsweise ein weißer, männlich gelesener Körper. Ich kann mein Bild als Spieler*in auf
der Bühne nur bedingt beeinflussen, werde immer auch unter dem Gesichtspunkt kultureller
Codes und Zuschreibungen angeschaut. Wie kann ich diesen kulturell vorgeprägten Blick in
einer weißen deutschsprachigen Mehrheitsgesellschaft verrücken oder beeinflussen? Und was
mache ich als Spieler*in mit diesem Wissen? Schließlich kann ich mein Aussehen, das auf eine
vermeintlich andersartige Herkunft hinweist, nicht ändern. Ähnlich wie Ilma Rakusa wollte ich
mich zum Anderssein positionieren und eine vergleichbar souveräne Antwort auf der Bühne
finden. Die Frage lautete: Inwiefern lässt sich diese Auseinandersetzung mit dem Selbst auf
eine Bühnensituation übersetzen?