Warum Sprachlosigkeit untersuchen? In einer Welt, in der sich Diskurse mit rasanter Geschwindigkeit erhitzen, oft noch bevor tatsächlich Argumente ausgetauscht wurden, in der zunehmend wieder die Lauten gewinnen vor den Wohlüberlegten und auch die Darstellenden Künste sich mehr und mehr überbieten wollen, scheint es mir notwendig, sich mit einer gegenteiligen Praxis auseinanderzusetzen und sie auch theoretisch aufzustellen und zu beleuchten: die Sprachlosigkeit.
In der vorliegenden Arbeit sollen Performativitäten der Sprachlosigkeit im Kontext des Theaters oder der Performance auf einer Bühne untersucht werden. Das Forschungsinteresse entsteht dabei aus meiner eigenen performativen Arbeit auf der Bühne, aus meiner schreibenden Tätigkeit in der Dramatik und der langjährigen Arbeit als Zuschauer:in von Theater und Performance. Die zugrundeliegende Frage dabei soll lauten, was sich über die Verwendung von Sprachlosigkeit und das Nicht-Sprechen verkörpern und erzählen lässt, was sich über das (Aus-)Sprechen nicht gleichwertig erzählen ließe. Warum Sprachlosigkeiten nicht nur zulassen, sondern auch progressiv auf eine Bühne oder in performative Räume bringen?