Heute bin ich selbst Theaterpädagogin. In meiner praktischen Arbeit begegnet mir immer
wieder die Frage, wie ich mit Momenten politischer Stimmbildung umgehen möchte und eng
verbunden damit, wie ich meine Rolle im politischen Bildungsprozess der Teilnehmenden
definiere.
So teilten zum Beispiel in meinem Abschlussprojekt Teilnehmende in der Diskussion um
feministische Vaterschaft Haltungen, die ich persönlich nicht teilte. Jedes Mal überlegte ich
mir wieder aufs Neue: Liegt es in meiner Verantwortung zu widersprechen? Zu
kontextualisieren? Ist es wichtig, dass die Teilnehmenden immer wissen, wofür ich einstehe?
Oder ist es vertretbar unterschiedlichen Haltungen ohne Wertung eine Plattform zu geben?
Ist es ausreichend Fragen zu stellen und zuzuhören? Wollen die Teilnehmenden hier
politisch gebildet werden, oder ist Theater eben genau der Raum, indem Inhalte nicht in gut
und schlecht eingeteilt werden? Steht es mir zu davon auszugehen, ich könnte andere
politisch bilden? Diese Überlegungen tauchen in jedem meiner Projekte in der einen oder
anderen Form auf.
Wie politische
Stimmbildung begleitet werden kann oder möchte ist immer angebunden an die eigene
politische Stimme und an die Person dahinter. Dieser Prozess wird also auch eine Suche
nach meiner eigenen Haltung als Theaterpädagogin sein. Ich werde in dieser Arbeit
zwischen der übergeordneten und der persönlichen Frage Verbindungen spannen und mal
auf den einen, mal auf den anderen Aspekt stärker eingehen.