Der iconic turn sieht den Aufbau sprachlicher
Logik in deren materiellen Gegenpol, dass sich die Sprache
also immer auf etwas Gegenständliches bezieht und unser Denken somit
auf einer Logik von Zeichensystemen beruht. “Das Weisen oder Zeigen
wird dabei als Basis des Sagens wieder entdeckt.” Sogar die Naturwissenschaften nutzen bildgebende Verfahren, beispielsweise in der Radiologie,
um nur auf diesem Weg mögliche Erkenntnisse zu generieren, die mit
sprachlicher Logik nicht möglich wären.
Auch in der aktuellen Theaterlandschaft gibt es einige Akteur:innen, die
sich der vornehmlichen Vermittlung über Bilder verpflichtet haben. Die
anfänglich zitierte Regisseurin Susanne Kennedy (Bühnenbild: Markus
Selg) zum Beispiel, mit ihren surreal anmutenden Bühnenwelten, die oft mit Referenzen aus Gaming und Internetkultur arbeitet und
ihre Schauspieler:innen nicht sprechen lässt, sondern nur Stimmen aus
dem Off verwendet, wozu sich die Darstellenden puppenhaft bewegen.
Oder der am Zürcher Schauspielhaus arbeitende Hausregisseur Alexander
Giesche, der Objekten und Gadgets mindestens so viel Platz einräumt wie seinen Darsteller:innen, und die dabei
entstehenden Bilder collageartig zu einem visuellen Essay über
Themen wie den Klimawandel oder Kapitalismuskritik zusammenfügt.
Ebenfalls hauptsächlich über Bilder funktioniert das Stück Die for Life
der bildenden Künstlerin Anca Munteanu Rimnic. Anhand meiner Eindrücke dieses
Stückes möchte ich mich an der Frage abarbeiten, wie Bilder kommunizieren und Geschichten erzählen, ohne sich per se einer sprachlichen
Narration zu bedienen.