So radikal und zum Teil beängstigend der gesellschaftliche Wandel sich derzeit vollzieht, so spannend sind die neuen Perspektiven, die sich für die Gestaltung von kreativen Arbeitsprozessen auftun […]. Das Theater könnte hier Vorreiter für den kulturellen Bereich sein.
Zu Anfang meines Masterstudiums im Herbst 2019 an der Zürcher Hochschule der Künste begann auch meine Arbeit als künstlerische Mitarbeiterin am Kulturhaus Helferei – einem einzigartigen Ort in Zürich. Mitten in der Altstadt ist es ein Ort, wo soziale Bedürfnisse auf vielseitige künstlerische Praxen treffen. Es ist ein Raum, an welchem man nicht von einem bestehenden Publikum ausgeht, sondern tagtäglich in Kontakt mit Menschen ist – mit Individuen, die unterschiedliche ästhetische Wünsche, verschiedene Sehgewohnheiten und Nöte haben.
Am Kulturhaus Helferei kann man sich nicht hinter einem Kunstwerk „verstecken“, sondern muss da präsent, sich nahbar machen, offen sein und sich immer wieder aufs Neue einlassen. Egal, ob man gerade darauf vorbereitet ist oder nicht.
Die Arbeit am Kulturhaus Helferei ist für mich dadurch immer wieder spannend und herausfordernd. Jeden Tag aufs Neue kommen andere Menschen und damit einhergehend neue Ideen und Weltansichten, die man antrifft. In dem Kulturhaus Helferei ist Gastfreundschaft fester Bestandteil des Programms. Hier hat alles und jede*r Platz. Parallelen und wider- sprüchliche Konzepte sind erwünscht und willkommen. Das Soziale und die Kunst geben sich die Hand, verbinden sich und entfalten unerwartete soziale und künstlerische Energien. Bisher nicht wahrnehmbares Potential wird dadurch sichtbar gemacht.
Mit der Linse des Sozialen, oder besser gesagt Menschlichen, die ich durch die Arbeit im Kulturhaus Helferei geschärft habe, habe ich auf mein Studium geblickt: