‚Ophelia‘ wird oft so unschuldig, so zart wie eine kleine Porzellanpuppe dargestellt. Sie ist das Sinnbild für eine Frau, deren Liebe unerwidert zurückgelassen wird. Sie steht für die Unterdrückung der eigenen Sprache und der Gefühle. ‚Ophelia‘ wird als eine Frau präsentiert, die durch ihre Emotionalität, Verzweiflung und zu guter Letzt auch durch ihren „Wahnsinn“, wie es öfters bezeichnet wird, in den Tod getrieben wird.
Schauen wir uns Frauenrollen aus einem beliebigen klassischen Drama an; da sind sich fast alle einig: unterrepräsentiert, zu wenig Rollen, nur von dem männlichen Blick aus geschrieben. Weibliche Figur xx existiert nur für den Herren xy.
Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von „starken Frauen“ reden? Was ist eine starke Frauenrolle, oder gar eine feministische Frauenrolle? Welche Punkte müsste eine weibliche Figur erfüllen, um in diese Kategorie von Frau zu fallen?
Wenn wir aber von starken Frauen sprechen, suggerieren wir somit gleichzeitig, dass es auch nicht starke Frauen gibt? Wären diese dann schwach? Schwache Frauen? Fragile Frauen? Zerbrechliche Frauen? Sind diese nicht automatisch feministisch?