Doch spätestens seit der "Black Lives Matter" Bewegung gewinnen die kritische Weissseinsforschung und die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Kolonialismus zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung. Auch im Theater werden postkoloniale Themen vermehrt Gegenstand sowohl wissenschaftlicher Diskurse als auch künstlerischer Auseinandersetzungen.
Durchaus im Bewusstsein, dass Projekte zwischen dem globalen Süden und Norden die Gefahr beinhalten koloniale Verhältnisse zu reproduzieren, gründeten wir 2021 das Kollektiv «Pambazuko». Das Kollektiv setzt sich aus Künstler:innen aus Tansania und der Schweiz zusammen. Gemeinsam versuchen wir, neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen und einen Dialograum zu schaffen, um sich künstlerisch mit den Nachwehen des Kolonialismus auseinanderzusetzten. «Pambazuko» ist nicht nur ein Kollektiv, sondern ein soziales und organisatorisches Labor. Wir fragen und leben (Un)möglichkeiten des Zusammenarbeitens. In unserem Kollektiv gibt es keine spezifischen Verantwortlichkeiten, stattdessen übernehmen wir gemeinsam die Leitung des Projekts.
Ich möchte unsere eigene Arbeit im Kollektiv kritisch reflektieren, mithilfe von Literatur und Interviews mit den Teilnehmenden besser verstehen und neue Perspektiven gewinnen. Für mein Schaffen haben sich folgende Frage ergeben: Welche Faktoren spielen unter dem Blickwinkel des kritisch Weiss-Seins in der künstlerisch-kollektiven Zusammenarbeit welche Rolle? Worin zeigt sich eine kritisch weisse Haltung und wo liegen ihre Grenzen? Was bedeutet das im Versuch, kollektiv zu handeln?