In der vorliegenden Arbeit We are all in this together: Ästhetische Strategien von Stand-up Comedy
als feministische Praxis gehe ich der Frage nach, wie autobiografische Erzählformen Gemeinschaft
bilden. Ausgangspunkt ist die Beschäftigung mit dem Thema Lachen. Ich selbst höre oft den Satz, «Du bist so lustig». Dieser Satz ruft immer ein gewisses Unbehagen in mir hervor, denn die Fähigkeit, humorvoll sein zu dürfen, ist eng mit der Selbstverständlichkeit verbunden, mit der ich mir einen Raum nehmen kann, sowohl sprachlich als auch körperlich. Wieso also habe ich das Gefühl, dass mir dieser Raum nicht zusteht? Dahinter steckt ein komplexer Sachverhalt, der nicht auf privater Ebene begrenzt, sondern in einem System verankert ist, ein System von sozialen Beziehungen, das in unserer heutigen westlichen Welt immer noch maßgeblich von Männern geprägt und definiert wird: das Patriarchat. Das Patriarchat fühlt sich häufig unsichtbar an, denn es steht nicht in Form eines Gesetzes in einem Gesetzbuch. Und genau dort liegt das Problem, denn wie soll man etwas
beenden, das überhaupt nicht greifbar ist, obwohl es ständig neben dir sitzt, ob beim Abendessen, im Büro oder im Theater. Wie soll etwas überwunden werden, das vielen Menschen einen Vorteil bringt? Das Gesellschaft spaltet und Gemeinschaft verhindert. Ich selbst identifiziere mich als cis-Frau und als Feministin, möchte aber betonen, dass der Begriff vielschichtig ist und es nicht den einen Feminismus gibt. In der Unterscheidung von feministisch und postfeministisch sehe ich, auf diese Arbeit bezogen, einen spezifischen Ansatz, wenn es um die Frage geht, auf welche Weise
Frauen gezeigt werden und wie sie sich selbst darstellen. Gerade wenn es darum geht, wie Komik, die stark patriarchal geprägt ist, sehr subjektiv vertreten wird und dadurch häufig eine Demonstration von Macht beinhaltet, auf der Bühne dargestellt wird, finde ich die Möglichkeit, diese Strukturen näher zu betrachten. Daran ist die Frage geknüpft, warum etwas lustig ist, worüber wir also lachen.
Beim Lachen geht es im besten Fall darum, durch das Teilen einer lustigen Situation in ein Miteinander zu kommen, also Gemeinschaft entstehen zu lassen.
Was aber bedeutet das für Gruppen, die eher von Ausschluss betroffen sind, wozu Klassismus,
Rassismus, Faschismus, Sexismus oder Ableismus gehören, Personen, die unter Homo- oder
Transphobie leiden, um nur ein paar Beispiele zu nennen? Geht es darum, ein Lachen zu erzeugen oder soll über die Personen gelacht werden?