Ich habe mich mit dem Gilgamesch-Mythos befasst, da seine Figur in einem
konstanten Moment der Unverfügbarkeit existiert. Es fehlt ihm an Gleichgesinnten. In
sein Leben tritt Enkidu, der für kurze Zeit in der Lage ist, ihm zu entsprechen. Als
Enkidu verstirbt sehnt sich Gilgamesh nach einem Substitut, der Unsterblichkeit.
Erika Fischer Lichte schreibt in ihrer Abhandlung über die Ästhetik des
Performativen, dass die liminale Erfahrung sich auch aus dem Zustand des
Unverfügbaren ergibt1. Sie bezieht sich darin auf Publikums Situationen, in denen
dem Zuschauenden der Zugriff auf bisher Bekanntes durch unklare Verhältnisse zum
Bühnengeschehen genommen wird. Die gewohnten Sehmuster werden gebrochen.
Der Observierende kann die Vorgänge nicht mehr klar einordnen und begibt sich
somit in einen liminalen Zustand.
In meiner Ausbildung als Schauspieler ist die Motivation einer Figur oder der Antrieb
hinter einem performativen Text die Ausgangslage, um im Auftritt klare Richtungen
zu verfolgen und in eine Lesbarkeit zu treten. In dieser Bachelorarbeit möchte ich
mich mit der Frage beschäftigen, was einer Motivation zugrunde liegt.