“Bühnenbeschimpfung” ist das neueste Theaterstück der israelischen Dramatikerin und Theaterregisseurin Sivan Ben Yishai. Es nimmt die Koexistenz zwischen Wut und Erschöpfung unter die Lupe.
Der Titel nimmt es vorweg: Es wird geschimpft. Vorsätzlich gen Bühne.
Jedoch wer oder was ist Bühne? (Was nicht?) Wer schimpft? (Wer nicht?) Wer spricht denn überhaupt? Wer sind sie, diese sie’s und Euch’s, wir’s und ich’s, wie wird zwischen ihnen differenziert (wenn überhaupt) und wie stehen sie zueinander? Und überhaupt: Was ist eigentlich schimpfen, was soll das bringen, wann bringt es nichts, wer wird angeschimpft, wie/wo/kann das Schimpfen ein Ende haben - und was passiert, wenn es ignoriert wird?
In der Verhandlung mit dabei ist die Ambivalenz, mit der Ben Yishai’s Text in einer modernen Theaterkultur totaler Übersättigung schon wieder das Theater selbst zum Thema macht, um es erneut auf einer Bühne zu inszenieren.
Warum fängt denn dieses Theater, das mir eigentlich etwas über mich erzählen hätte sollen, an, plötzlich etwas über sich selbst zu erzählen?
Ist es schlichtweg die unumgängliche, narzisstische Arterie in diesem Theaterorganismus, die dieses Bedürfnis in die Wege leitet, sich selbst zum Thema zu machen? Die Überzeugung, das Zentrum der Welt zu sein, das Vehikel der Gegenwart, der Kleister der Geschichte, das Laboratorium der Zukunft?