Auf den folgenden Seiten findet ein Versuch statt, eine funktionale, provisorische Definition des Konzepts der ‘Reizdramaturgie’ zu finden. Anhand einer Reflexion und Analyse meines Masterprojekts ‘ADHS oder: Ein Resonanzkörper im Raum’, aufgeführt im September 2021, werden erste Begriffe, Fragen, und Potenziale der Reizdramaturgie erörtert, gefolgt von einem weiterführenden Ausblick, wie und wozu diese weiter eingesetzt werden könnte.
Die erste Begegnung mit dem Begriff der Reizdramaturgie findet im Rahmen eines Mentoratsgesprächs für das Projekt statt — ursprünglich als gewöhnlicher deutschsprachiger Sprechgestus: Mensch setze zwei Nomen zusammen und es entstehe ein neuer Begriff. Doch dieser Begriff klebte an mir fest, begann sich auszudehnen. Zuerst unterschwellig,danach sehr bewusst nahm ich mich diesem Konzept an und versuchte mich ihm durch die praktische Arbeit hindurch anzunähern. Das Wesen der Reizdramaturgie wurde auf diese Weise zunehmend klar, ihre Form blieb jedoch noch unstetig, etwas diffus, weshalb ich nun im Rahmen dieser Thesis diesen Annäherungsprozess weiterverfolgen möchte. Der Klar-heit halber beschränke ich mich grösstenteils auf den szenischen Kontext.
Die folgenden Seiten sind entsprechend strukturiert: Die Wirbelsäule der Thesis bildet eine essayistische und subjektive Reflexion von Prozess und Produkt der Arbeit ‘ADHS oder: Ein Resonanzkörper im Raum’. Von dieser rückblickenden, chronologischen Analyse springen Rippen ab, welche einzelne Begriffe, Hypothesen oder Problematiken behandeln. Die Kapitel-angabe ist somit gewissermassen als Index zu verstehen. Die offene Form steht sinnbildlich für und verweisend auf die Offenheit des Gedankenspiels zur Reizdramaturgie und die Lücken können und sollen über die Jahre weiter gefüllt werden. Hoffentlich auch von Leserinnen und Lesern dieser Arbeit.