Als Szenografin setze ich mich – egal ob ich nun ein Theaterstück erarbeite oder einen Film ausstatte - immer mit der Rezeption von Bildern auseinander. Unter einem Bild verstehe ich dabei nicht zwingend eine fotografische Darstellung oder ein Portrait. Vielmehr beziehe ich mich im Folgenden auf „Das Bild“ als Gegenstand der Bildwissenschaften, also in einem disziplinübergreifenden Sinne. Es geht mir in dieser Arbeit um das „Phänomen Bild“ und seine Eigenschaften, unabhängig vom Medium, durch welches es generiert oder transportiert wird. Was ist ein Bild und wie wird es verwendet? Oder anders gefragt: wie kann ich Bilder in meiner Arbeit narrativ einsetzen? Um fassen zu können, was ich mit einem Bild erzählen kann – ich möchte an dieser Stelle die Behauptung in den Raum stellen, dass es in meiner Arbeit immer um Narration geht – muss ich die unterschiedlichen Ebenen von einem Bild, bzw. einer Anordnung von Bildern verstehen. Wahrnehmung und Wirkung eines Bildes kann natürlich auf ganz unterschiedlichen Ebenen untersucht werden. Zu unterscheiden sind – abgesehen vom Medium – Absicht und Fragestellung, welche die Untersuchung motivieren. Ein Bild kann auf seine historische Aussagekraft hin untersucht, hermeneutisch analysiert, medienkritisch beurteilt oder ästhetisch hinterfragt werden.
Als Szenografin arbeite ich räumlich. Ich arbeite also mit Linien und damit meine ich, ich konstruiere Bilder durch Linien in unterschiedlichen Dimensionen. Auch deshalb kann und möchte ich im Folgenden das Bild nicht mit einer Zeichnung oder einer Grafik gleichsetzen. Sich aufdrängende Fragen nach einer Definition von Raum, bzw. nach der Beziehung von Bild und Raum, kann ich in diesem Rahmen nicht weiter vertiefen. Ich möchte einzig festhalten, dass sich „der Raum“ für mich – sei es physischer, mentaler oder narrativer Raum – immer aus Linien und Bildern konstituiert.
Lässt sich die Linie, das Konzept der sichtbaren Welt in Bildern fassen?