Wie kann das sprachlich unbeschreibbare Körperwissen durch tänzerische Auseinandersetzung in theaterpädagogischen Prozessen (an)erkannt und fruchtbar werden?
Tanzen. Ich liebe es. Ich merke es jedes Mal, wenn ich es tue. Es ist für mich ein
unbeschreibliches Gefühl mit jeder Zelle meines Körpers wach im Raum zu sein, mich zu
bewegen und dabei automatisch in den Dialog mit mir selbst, anderen Menschen und dem
Raum zu treten. Es packt mich jedes Mal. Und doch weiss ich nicht genau was es ist, was
mich daran so fasziniert. Vielleicht ist es einfach die Möglichkeit anders als in meinem Alltag
auf etwas zu reagieren: nicht sprachlich, nur körperlich. Vielleicht ist es die andere
Denkweise, dieser andere Modus des Tuns, welcher sich bei mir beim Tanzen einstellt. Es ist
schwierig Worte dafür zu finden, aber ich fühle es.
Heute frage ich mich, welches Potential tänzerisches Arbeiten und das
dabei generierte sprachlich unbeschreibliche Körperwissen in theaterpädagogischen
Prozessen haben kann. Was passiert da? Und wie kann es wirksam werden? Wie kann ich als
Anleitende hier noch einen Schritt weiter gehen? Denn ich sehe ein grosses Potential darin,
Erfahrenes durch Tanz in theaterpädagogischen Prozessen anzuerkennen und Momente zu
finden, in welchen das Getanzte durch eine Form von Reflexion für sich selbst und andere
noch einmal anders greifbar wird.
Der Startpunkt für meine Hospitanz und die Bachelor-Arbeit ist das persönliche Interesse an
der theatralen Arbeit im öffentlichen Raum. Der öffentliche Raum hat mich schon immer
fasziniert und angezogen. Diese diffuse Neugier begleitet mich im Privaten als Badegast am
gut besuchten Seeufer, als Fahrradfahrerin und als politisch engagierte Person. Als
Theaterpädagogin und Spielerin zieht er mich an, fordert mich heraus, rüttelt an meinem
Theaterverständnis und stellt mich vor grundlegende theatrale und gesellschaftliche Fragen.
Im öffentlichen Raum sehe ich einen der wenigen Räume in unseren Städten, der
vermeintlich von allen bewohnt werden könnte und meist niederschwellig zugänglich ist.
Räume, die spontane Zusammentreffen befördern und Menschen zufällig und unwissentlich
in Interaktion bringen könnten. Ein Raum, der in einer idealisierten Denkweise, als zufällig,
divers und partizipativ verstanden werden kann. In meinen Augen bringt der öffentliche
Stadtraum Bühnenbild, Partizipationsmöglichkeiten, Menschen, Geschichten, Bühnen,
Publikum, Lichtspots, Sprachen und alles, was ich mir so oft auf der Bühne wünsche, auf
einen Schlag mit sich.
Je genauer ich über mein eigenes Interesse am öffentlichen Raum reflektiere, merke ich,
dass er mich, nebst seiner Ästhetik, vor allem interessiert, weil er mir partizipativ erscheint.
Von Natur aus partizipativer als eine Theaterbühne im Innenraum.